200 Wörter für „Lift“

„Eigentlich hätten wir glücklich werden können, Tomek, Renia, Wojtuś und ich, aber dann musste Tomek mit seinen drei toten Schweden ankommen und so laut mit ihren verdammten Knochen klappern, dass Renia eine Fehlgeburt erlitt und Wojtuś Tomek die Nase blutig schlug. Während Wojtuś nun mit dem Wurm und einer Gefriertüte ins Dorf hinunter rennt, um Franek zu überzeugen, ihm ein Glas Formaldehyd zu verkaufen, versuchen Tomek und ich, die Skelette zu sortieren, zwei Schlüsselbeine hier, ein Oberschenkelknochen da, ich schimpfe natürlich: Warum er alle zusammensammeln musste, im Garten hätte er sie liegen lassen können. Wozu hat er sie überhaupt mit ins Haus geschleppt, völlig unnötig.

Vom Meer her kommt kalter Wind, Tomek sagt, aus der gleichen Richtung mussten die Schweden gekommen sein, vor dreihundert Jahren, kurz, bevor man unseren dreien den Schädel eingeschlagen und sie dort verbuddelt hatte, wo viel, viel später der Gemüsegarten unseres Hauses stehen sollte.

Im Garten klafft ein Riesenloch, ausgerechnet an der Stelle, wo Renia nächste Woche dicke Bohnen, Erbsen und Fleischtomaten pflanzen wollte, aber das können wir jetzt vergessen. Renia hat schon längst gesagt, dass sie zurück in die Stadt will, ihr seniler Vater sei ihr lieber als eine Bande von Aussätzigen, Kindsmördern und Totengräbern.“

200-Wörter-Roman für die Zeitschrift LIFT.
Der Anfang ist vorgegeben: Jeder 200-Wörter-Roman beginnt mit
„Eigentlich hätten wir glücklich werden können“.